Die Bergkapelle „Unsere liebe Frau von Altötting“

liegt 713 Meter ü.d. Meer, also 21 Meter höher als das Dorf Thaining am Fuße des Hügels. Karl August von Leoprechting - von 1844 bis 1854 auf Schloß Pöring in Pitzling - beschreibt es so:

„Nächts Thaining auf einem einschichtigen hohen Büchel steht eine kleine Kapellen, der Mutter Gottes von Altötting geweiht, da lugt man weit ins Land hinein über den heiligen Berg (Andechs) und den Würmsee hinaus auf die Münchner Hochebene, vor sich die ganze prächtige Alpenkette von Salzburg bis zu den Anfängen der Schweizer Gebirge.“

Bergkapelle

Bis in die Mitte des 17.Jahrhunderts befand sich auf dem Hügel nur ein Kreuz, wohl ein Zeichen klösterlicher Rodungsarbeit. Noch 1647 hieß er „Kreuzleberg“. Doch auf den Bildtafeln in St. Wolfgang von 1657 ist bereits eine gemauerte Kapellennische zu sehen, in der wahrscheinlich eine Kreuzigungsgruppe stand. Die heutige, lang gestreckte Kapelle weist 3 Bauabschnitte auf:

  • Nischenbau mit vorgelagertem offenem Durchgang
  • dieser Durchgang wird zu einem geschlossenen Vorraum umgestaltet
  • in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhält die Kapelle ihre heutige Form (1759) und eine neue Ausstattung:

1770 kamen 12 kleine Apostelfiguren in das kleine Kirchlein und vermutlich auch schon eine Altöttinger Maria. 1815 wurden Betstühle neu angefertigt. 1877 schnitzte Josef Keller einen neugotischen Altar für die kleinen Apostelfiguren rund um die Marienstatue. Die Wände schmückten Joachim und Anna (heute in St.Martin), Franziskus und Antonius, Sebastian, eine kleine Bischofsfigur und ein kleiner Kreuzweg.1911 wurde die Lourdes Grotte eingerichtet.

Der 90. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold am 12.März 1911 war Anlass zur Errichtung eines Gedenksteins und zum Pflanzen einer Linde neben der Kapelle.

Leider haben Einbrüche und Diebstähle die ursprüngliche Einrichtung sehr gelichtet: Im August 1945 verschwanden die Apostelfiguren und der Opferstock wurde aufgebrochen. Im März 1960 wurden die Sebastians- und die Bischofsfigur von einem Thaininger entwendet und im Dezember 1972 waren nach einem Einbruch drei Figuren verschwunden: Antonius, Franziskus und die Mutter-Gottes-Statue, die inzwischen wieder ersetzt wurden.

Aber unentwegt blickt die Kapelle seit über 350 Jahren auf unser Dorf herab und hinüber zu den Dörfern unserer Pfarreiengemeinschaft und lädt ein zur frommen Rast auf unserem „kleinen heiligen Berg.“

Texte zusammengestellt von Franziska Ostner

Quellen: Wilhelm Neu Thaining, Schrift von 1994, Georg Stechele, Der Bau der Martinskirche, Franz Burger, St. Wolfgang v. 1938, Alfred und Magda Mastaller, Bergkapelle Karl v. Leoprechting, Bauernbrauch und Volksglaube in Oberbayern, Süddeutscher Verlag 1977, Seite 128.